Quartiersarbeit neu gedacht: Perspektiven und Pläne für das SeWo-Projekt in Paderborn

Die Entwicklung der Quartiersarbeit ist eine zukunftsweisende Aufgabe, die im LWL Wohnverbund Paderborn eine besondere Bedeutung und eine langjährige Tradition hat. Karl-Josef Feischen hat seit Anfang des Jahres im Rahmen des SeWo-Projekts Paderborn die Position als Quartiers- und Teilhabegestalter (QTG-Kraft) übernommen. Er bringt eine umfassende berufliche Expertise und fundiertes Fachwissen aus über 25 Jahren Leitungserfahrung in der Sozial- und Gemeindepsychiatrie mit. Einen wichtigen Impuls für das QTG-Konzept bietet das neu ausgerichtete Grundgerüst der QTG-Arbeit, das im vergangenen Jahr im Rahmen des SeWo-Programms weiterentwickelt wurde und nun eine strukturierte Grundlage für die Umsetzung schafft.

In diesem Interview gibt Herr Feischen Einblicke in seinen persönlichen und beruflichen Werdegang sowie die Motivation hinter der Quartiersarbeit. Darüber hinaus erläutert er die verfolgten Ziele und die konkreten Schritte, die in den kommenden Monaten geplant sind, um die Arbeit nachhaltig weiterzuentwickeln.

Stellen Sie sich und Ihren persönlichen und fachlichen Hintergrund bitte kurz vor. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe der Quartiers- und Teilhabegestaltung gekommen?

Seit Anfang des Jahres bin ich in der Aufgabe der Quartiers- und Teilhabegestaltung im LWL Wohnverbund Paderborn. Vorher hatte ich über 25 Jahre die Einrichtungsleitung der LWL Wohnverbünde Paderborn und Gütersloh inne. Wir hatten uns vom Wohnverbund engagiert an der Ausschreibung zu einem SeWo Projekt beteiligt. Gerade in der Verbindung technikunterstütztes Wohnen und Quartiersarbeit sah ich für die Entwicklung unserer Praxis Chancen.

Das Konzept der Quartiersarbeit steht für mich in einer längeren Tradition. Es ist die ‚Kunst des Indirekten‘. In Folge der Psychiatrieenquete in den 70er Jahren sollten die psychiatrischen Großkrankenhäuser bzw. Anstalten ihre langzeituntergebrachten chronisch psychisch kranken Menschen (möglich in ihre Heimatgegend) entlassen werden. Um die Rückführung zu ermöglichen, mussten in den Gemeinden Wohn- / Arbeitsmöglichkeiten und auch Hilfestrukturen zur sozialen Sicherung der Rückkehrenden geschaffen werden. Der Prozess wurde damals unter den Begriffen ‚soziale Psychiatrie‘ oder auch ‚Gemeindepsychiatrie’ geführt, beinhaltete aber damals schon im Kern das heutige `Quartiersmanagement‘.

Ich durfte diesen Prozess in meinem Berufsleben eine große Strecke begleiten – zunächst als Sozialarbeiter in einer Klinik des LWL und anschließend als Einrichtungsleitung im Rahmen der Eingliederungshilfe. Besonders geprägt hat mich die Erfahrung, dass ein Leben der ehemaligen Heim- od. Anstaltsbewohner in unterstützter Selbstverantwortung möglich war und dass die Betroffenen es als Befreiung und durchweg positiv erlebt haben.  

Die Phase der Auflösung der Anstalten und Großeinrichtungen ist nun erledigt bzw. sehr weit fortgeschritten.

 Was erhoffen Sie sich von Ihrer Arbeit? Was ist Ihre Motivation?

Das Konzept der Quartiersarbeit im Rahmen der ‚wohnbezogenen Teilhabehilfen‘ ist die moderne, weiterentwickelte Form der Sozial- oder Gemeindepsychiatrie. Wir haben heute nur einen viel spezifischeren Auftrag und extrem anspruchsvolle gesellschaftliche Erwartungen. Es gibt viel stärker die Forderung nach Mitwirkung durch die Klienten und den klaren Auftrag die Wirtschaftlichkeit der Angebote zu sichern.

  Was sind die Ziele, was soll erreicht werden? Wo sehen Sie sich und das Projekt in 2 Jahren?

Vom Ende hergedacht (die QTG Stelle ist aktuell auf 24 Mon. begrenzt), ist die QTG Arbeit nach zwei Jahren konkret operationalisiert und fester Bestandteil der Arbeit im LWL Wohnverbund Paderborn und Gütersloh – so wie das BTHG es fordert. Das Netzwerk der allgemeinen Angebote und der speziellen Hilfen der Stadt ist für die Klienten erkennbar besser erschlossen. Die personenzentrierten Hilfen können im besten Fall zurückgenommen werden. Die Klienten haben dann durch die Beteiligung an „der Last des Alltäglichen“ an Freiheit und Alltagskompetenz gewonnen.

Mein Ziel wäre es, einen Facharbeitskreis der LWL Wohnverbundsleitungen etabliert zu haben in Kombination mit einem regelmäßig stattfindenden Fachtag.

  Womit fangen Sie an? Was sind Ihre ersten Schritte, was machen Sie konkret in den nächsten Wochen?

Im 1. Quartal wird es konkret um das Management zum Einzug in unser SeWo Haus `Am Bischofsteich’ und um die Einweihungsveranstaltung am 01. April gehen. gehen. In unserer Organisation muss die Arbeit des QTG mit einer Stellenbeschreibung profiliert, eingeordnet und den Teamleitungen bekannt gemacht werden. Eine weitere Aufgabe wird der Start der Mitarbeit in den entsprechenden Gremien der Stadt (AG Quartier, Stadtteilkonferenz) sein.