Wir prü­fen, wel­che Bestand­tei­le des LWL-SeWo-Pro­gramms auch in Hes­sen mög­lich sind“

Porträtfoto Susanne Selbert

Foto: Uwe Zucchi

Die aktu­el­le Lage für das Woh­nen für Men­schen mit Behin­de­run­gen ist in Hes­sen eben­so von Wohn­raum­man­gel geprägt wie in West­fa­len-Lip­pe, sagt Susan­ne Sel­bert im Inter­view. Die Lan­des­di­rek­to­rin des Lan­des­wohl­fahrts­ver­bands Hes­sen (LWV) beschreibt, wel­che Bestand­tei­le des SeWo-Pro­gramms sie auch für Hes­sen inter­es­sant findet.


Frau Selbert, wie sieht die Situation in Hessen aus, wenn es um die Chancen für Menschen mit Behinderung auf dem Wohnungsmarkt geht?

In Hessen gibt es, wie in anderen Bundesländern auch, insbesondere in den Ballungsräumen einen erheblichen Wohnraummangel. Gerade barrierefreier Wohnraum für behinderte Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen an Ansprechpartnern und Notrufsystemen ist im angespannten Wohnungsmarkt besonders schwierig zu finden.

Welche Schritte müssten unternommen werden, um die Situation zu verbessern?

Hier sind Bund, Länder und Kommunen gemeinschaftlich gefragt. Natürlich geht es vor allem um freie Flächen und die Finanzierung, eine besondere Bedeutung haben sicherlich die kommunalen und landeseigenen Wohnungsgesellschaften. Im Rahmen seiner gesetzlichen Vorgaben wird der LWV ebenfalls einen Beitrag leisten. Laut Beschluss der LWV-Verbandsversammlung wird derzeit geprüft, welche Bestandteile des LWL-SeWo-Programms auch in Hessen durch den LWV oder in Zusammenarbeit mit anderen Trägern möglich sind.

Gibt es Best-Practice-Beispiele in Hessen, die sich mit dem Thema beschäftigen?

Das Thema barrierefreies Wohnen ist längst auch in den hessischen Städten und Gemeinden angekommen. In Kassel beispielsweise gibt es auf einem ehemaligen Brauereigelände das Projekt WohnGeStein. Hier entsteht eine Hausgemeinschaft für Menschen mit und ohne Behinderung im neuen Martini-Quartier in der Nähe der Kasseler Innenstadt. In Darmstadt werden gerade viele barrierefreie Wohnungen in der Lincoln-Siedlung gebaut und es gibt auch viele gute Beispiele von Leistungserbringern in anderen Projekten. Ein so spezielles und systematisch aufgebautes Programm wie jetzt beim LWL gibt es allerdings nicht.

Wie haben Sie vom LWL-SeWo-Programm gehört – und welche Bestandteile finden Sie besonders positiv?

Generell wird der Ruf nach barrierefreiem, bezahlbarem Wohnraum stärker und wir beschäftigen uns in unserer Zuständigkeit mit Ideen und Konzepten dazu. Der Hinweis auf das SeWo-Projekt kam aus dem politischen Bereich der Koalitionsfraktionen. Sehr positiv ist, dass viele verschiedene, auch kleinere Projekte langfristig profitieren können und dass die Finanzierung des Gesamtprojektes durch die eigens zu diesem Zweck gegründete Selbstständiges Wohnen (SeWo) gem. GmbH als Gemeinschaftsprojekt des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und seiner Tochtergesellschaft WLV GmbH gewährleistet werden kann durch Gewinnbeteiligungen des LWL, etwa an Energieunternehmen.

Positiv ist darüber hinaus, dass es eine umfangreiche wissenschaftliche Begleitung gibt. Und hervorzuheben ist die nachhaltige Konzeption, so dass Wohnungen und Technik auch von späteren Nutzern verwendet werden sollen. Wir sind gespannt auf die weiteren Ergebnisse.

Können Sie sich vorstellen, bestimmte Ansätze des LWL-SeWo-Programms zu übernehmen?

Der Prüfung durch die Verwaltung würde ich da ungern vorgreifen. In jedem Fall ist es wichtig, die Erfahrungen des LWL mit in unsere eigenen Überlegungen zum Thema „inklusives Wohnen“ aufzunehmen.


Der LWL hat viele dieser Erfahrungen unter anderem beim Wohnprojekt Weitmar II gesammelt, das vor Kurzem von einigen Fraktionsmitgliedern des LWL und des LWV besucht wurde:

 

Beein­druckt von vie­len klu­gen Ideen